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Interview mit Dr. med. Claus M. Wolf

Guten Tag, Herr Dr. Wolf. Sie sind Diplom-Theologe und Mentalcoach für seelische Gesundheit. Was hat Sie dazu bewogen, sich in diesem Bereich zu spezialisieren?
Guten Tag! Schon als Kind war ich fasziniert von den großen Fragen des Lebens und der Suche nach dem Sinn. Ich spürte, dass der Mensch nicht nur aus Materie besteht, sondern auch eine geistige Dimension hat. Ich träumte davon, Arzt zu werden, um Menschen in Not zu helfen. So studierte ich anfangs Medizin und half vielen Menschen mit ihren Leiden, aber ich merkte auch, dass die Medizin allein nicht genügte, um die wahren Gründe für das menschliche Glück oder Unglück zu verstehen. Ich wollte mehr wissen über die spirituelle Seite des Menschen und seine Beziehung zu Gott. Ich entschied mich, ein zweites Studium in Theologie zu beginnen, in dem ich viel über die verschiedenen Religionen und Weltanschauungen und wie sie das Leben der Menschen prägen, lernte. Auch erkannte ich, dass jeder Mensch eine individuelle Berufung hat und dass er diese finden und verwirklichen kann. Ich beschloss, mich auf das Mentalcoaching zu konzentrieren, um Menschen dabei zu unterstützen, ihr volles Potential zu entfalten und ihr Leben nach ihren eigenen Werten zu gestalten.

Wie sieht Ihre Arbeit als Mentalcoach aus? Was sind Ihre Ziele und Methoden?
Ich arbeite im Sinne des humanistischen Menschenbildes. Das heißt, ich sehe den Menschen mir gegenüber als jemanden, der nach Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung strebt. Das Potential zur Entwicklung seiner Persönlichkeit trägt er in sich und kennt selbst am besten die Lösung, die zu ihm passt. Mein Ziel ist es, ihn dabei zu unterstützen, diese Lösung zu finden und umzusetzen. Ich verstehe mich als einen Begleiter, der durchaus sein Fachwissen und seine Ideen zu bestimmten Fragestellungen zur Verfügung stellt, Ratschläge aber sind mir fremd. In meinen Kursen und Seminaren ist es mir ein Anliegen, wichtiges Wissen als Hilfe zur Selbsthilfe zu vermitteln und die Teilnehmer*innen zu motivieren, ihre Probleme als Herausforderungen zum persönlichen Wachstum zu begreifen. Meine Methoden sind vielfältig und individuell angepasst. Ich arbeite zum Beispiel mit Gesprächen, Übungen, Visualisierungen, Hypnose, NLP oder Achtsamkeit.

Welche Rolle spielen Respekt, Wertschätzung und Empathie in Ihrer Arbeit?
Respekt, Wertschätzung und Empathie sind wichtige Grundlagen meiner Arbeit. Es ist mir im Einzelgespräch wie in meinen Kursen und Seminaren stets wichtig, mein Gegenüber auf Augenhöhe wahr- und ernst zu nehmen. Ich versuche mich in seine Lage zu versetzen und seine Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen. Ich akzeptiere ihn so wie er ist, ohne ihn zu bewerten oder zu verurteilen. Ich ermutige ihn, seine Stärken zu erkennen und seine Schwächen anzunehmen. Ich zeige ihm meine Wertschätzung durch meine Aufmerksamkeit, mein Interesse und mein Feedback.

Und wie gehen Sie mit schwierigen Lebenssituationen um? Welche Kraftquellen nutzen Sie?
Humor ist in meinen Augen eine ganz wichtige Kraftquelle im Umgang mit schwierigen Lebenssituationen. Es geht darum, bei aller Ernsthaftigkeit gelassen und handlungsfähig zu bleiben. „Humor ist die Fähigkeit, im Leben mit Gegenwind zu segeln.“ Das ist ein Zitat von Günter Fitzmann, das ich sehr schätze. Humor hilft mir, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen, Spannungen abzubauen und Freude zu empfinden. Humor ist aber nicht das Gleiche wie Lachen oder Witze machen. Humor ist eine innere Haltung, die es mir ermöglicht, mit den Herausforderungen des Lebens kreativ umzugehen.

Sie haben auch einen christlichen Hintergrund, sind aber weltanschauungsoffen. Wie verbinden Sie das mit Ihrer Arbeit?
Ich bin kein dogmatischer Christ, sondern ein Suchender. Ich fühle mich keiner institutionell verfassten Glaubensgemeinschaft gegenüber verpflichtet oder verantwortlich. Ich bin offen für andere Sichtweisen und Praktiken, die mir helfen können, meine Spiritualität zu vertiefen. V.a. durch meine Erfahrungen im Bereich der „Achtsamkeit“ konnte ich durch buddhistische Sichtweisen und Praktiken wertvolle bereichernde Erfahrungen sammeln. Ich glaube, dass es viele Wege gibt, die zu Gott oder einer höheren Wirklichkeit führen. Ich respektiere jeden Menschen in seiner religiösen oder weltanschaulichen Überzeugung. Ich bin aber auch bereit, meine eigene Überzeugung zu teilen, wenn ich gefragt werde oder wenn es zum Thema passt. Ich denke, dass die Spiritualität eine wichtige Ressource für die seelische Gesundheit ist. Sie gibt uns einen Sinn und eine Orientierung im Leben. Sie hilft uns, mit Leid und Tod umzugehen. Sie eröffnet uns eine Dimension der Liebe und des Friedens.

Wie integrieren Sie die Ebene der Gefühle und des Unbewussten in Ihre Arbeit?
Ich glaube, dass die Ebene der Gefühle und des Unbewussten eine große Rolle spielt in unserem Leben. Auch und gerade darin liegen große Chancen, ein Problem zu lösen oder an einer Herausforderung zu wachsen. Viele unserer Probleme haben ihren Ursprung in unbewussten Mustern, die wir in unserer Kindheit oder in früheren Erfahrungen erlernt haben. Diese Muster beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln oft unbemerkt. Sie können uns helfen oder behindern. Wenn wir uns dieser Muster bewusst werden und sie verändern wollen, können wir Methoden nutzen, die uns den Zugang zu unserem Unbewussten erleichtern. Zum Beispiel können wir mit Hypnose oder Selbsthypnose einen entspannten Zustand erreichen, in dem wir unsere inneren Bilder, Stimmen und Gefühle besser wahrnehmen können. Wir können dann mit diesen inneren Anteilen kommunizieren und sie umgestalten.

Welche Methoden aus den Bereichen (Selbst)Hypnose, NLP und Achtsamkeit wenden Sie an?
Ich wende verschiedene Methoden an, je nachdem, was für den Klienten oder die Klientin am besten passt. Zum Beispiel arbeite ich gerne mit dem Zürcher-Ressourcen-Modell, das eine Form der Selbsthypnose ist. Dabei geht es darum, sich positive innere Bilder vorzustellen, die einen stärken und motivieren. Zum Beispiel kann man sich vorstellen, wie man ein Ziel erreicht hat oder wie man eine schwierige Situation gemeistert hat. Man kann sich auch an positive Erlebnisse aus der Vergangenheit erinnern oder sich von einer imaginären Person unterstützen lassen. Diese Bilder aktivieren unsere Ressourcen und unser Selbstvertrauen.
Eine andere Methode ist das NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren). Das ist eine Sammlung von Techniken, die darauf abzielen, unsere Kommunikation mit uns selbst und anderen zu verbessern. Zum Beispiel kann man mit NLP seine Glaubenssätze verändern, die einen einschränken oder blockieren. Man kann auch seine Wahrnehmung schärfen und seine Körpersprache optimieren.Eine weitere Methode ist die Achtsamkeit. Das ist eine Haltung der bewussten Aufmerksamkeit für den gegenwärtigen Moment. Man nimmt wahr, was in einem selbst und in der Umgebung geschieht, ohne es zu bewerten oder zu verändern. Man akzeptiert die Dinge so wie sie sind und lässt sie los. Achtsamkeit hilft uns, Stress abzubauen, unsere Emotionen zu regulieren und unser Wohlbefinden zu steigern.

Vielen Dank für das Gespräch!
Ich danke Ihnen für Ihr Interesse.